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Geschrieben von Gordy/Prof.Koebe/IH am 19. März 2017
Aktuell

Hand in Hand gegen den Darmkrebs

Ein gutes Ziel: Sterbequote durch intensivere Vorsorgemaßnahmen senken

Zwei "überzeugende" Mediziner: (von links) PD Dr. Thomas Armbrust und Prof. Dr. Hans-Günter Koebe
Zwei "überzeugende" Mediziner: (von links) PD Dr. Thomas Armbrust und Prof. Dr. Hans-Günter Koebe

Im Kursaal von Bad Lauterberg waren am vergangenen Dienstag (14.3.17) die aufgestellten Stühle gut besetzt, als PD Dr. Thomas Armbrust und Prof. Dr. Hans-Günter Koebe, die Chefärzte der Abteilungen für Innere Medizin/Gastroenterologie und Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie aus der Helios Klinik Herzberg über das Thema Darmkrebs referierten.

Zu Beginn machte Dr. Armbrust klar, dass 90% aller Dickdarm-Krebse sich aus vorbestehenden Wucherungen der Schleimhaut (so genannte Polypen) entwickeln und es eine relative lange Zeit (ca. 7 bis 10 Jahre) dauert, bis aus einem solchen Adenom ein Karzinom (Krebs) wird. Diese so genannte Adenom-Karzinom-Sequenz öffnet die Tür für eine wirkungsvolle Darmkrebs-Vorsorge, die ab dem 55. Lebensjahr auch ohne vorbestehende Krankheitszeichen von den Krankenkassen bezahlt wird.

Über eine Koloskopie (Spiegelung des Dickdarms) kann der Untersucher den größten Teil des Dickdarms einsehen und bei dieser Gelegenheit auch gleich entdeckte Polypen entfernen, bevor diese sich zu Krebs weiterentwickeln können. Während früher Darmspiegelungen am wachen Patienten durchgeführt wurden und häufig schmerzhaft in Erinnerung blieben, schläft der Patient heute und bekommt von der Untersuchung nichts mit, es bleibt lediglich die mitunter etwas leidige Vorbereitung (Darmspülung) am Tag vor der Untersuchung zur Darmreinigung.

In seinem Vortrag ging Dr. Armbrust sowohl auf die lokalen Probleme ein, die den Darmkrebs gefährlich machen (Darmverschluss/Darmblutung), dabei wies er auch auf die Möglichkeit von Lungen- und Leber-Tochtergeschwülsten hin, die mit Hilfe neuerer Medikamente therapeutisch besser behandelbar sind als in der Vergangenheit.

Der Darmkrebs ist einer der häufigsten Tumoren des Menschen und fordert ca. 25.000 Sterbefälle im Jahr allein in Deutschland - eine Zahl, die es durch intensivere Vorsorgemaßnahmen zu senken gilt. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit nimmt mit dem Alter zu, und sie zeigt auch eine familiäre Häufung!

Für den Fall, dass es nähere Verwandte gibt, bei denen bereits Darmkrebs festgestellt oder bei denen schon einmal Polypen im Darm entdeckt und entfernt wurden, rät Dr. Armbrust, sollte man dies ernst nehmen und selbst eine Vorsorge-Koloskopie durchführen lassen. Es empfiehlt sich, in Gesprächen mit dem Hausarzt und dem Gastroenterologen die jeweils anzuratende Häufigkeit der Darmspiegelungen zu besprechen!

Jeder Mensch kann darüber hinaus durch seine Lebensführung dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines bösartigen Tumors des Darmes zu senken. Zu achten ist insbesondere auf viel körperliche Aktivität, die Vermeidung von Übergewicht und eine ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung mit dem Verzicht auf zu viel rotes Fleisch. Ebenso sollte man möglichst auf Alkohol verzichten und mit Rauchen aufhören.

Im weiteren Verlauf des Vortrages wurden individuelle Fragen der Zuschauer beantwortet und anschließend erklärte Prof. Koebe die modernen Techniken für die Entfernung von Darmtumoren und ihrer Tochtergeschwülste in Leber und Lunge. Er stellte besonders heraus, dass in Herzberg - wo immer möglich - moderne operative Techniken mit kleinem Zugangstrauma angewendet werden. „Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Bemühens. Aufwand und Ertrag der Behandlung müssen sich zu seinen Gunsten verhalten“, so die beiden Chefärzte.

Jede individuelle Therapie eines Patienten sollte auf dem Boden von möglichst gesicherten Erkenntnissen beruhen. Die besondere Erfahrung der behandelnden Mediziner aus Gastroenterologie, Chirurgie, Onkologie und Strahlentherapie werden in der Herzberger Klinik regelmäßig in einer Tumorkonferenz zusammengetragen, um für jeden Patienten das richtige Behandlungskonzept zu erstellen.

Zuletzt wurde noch ein schwieriges Thema angesprochen: Der künstliche Darmausgang (Stoma)! Mitunter ist es erforderlich, die operative Behandlung eines Patienten mit einer solchen, doch sehr ungeliebten Maßnahme zu unterstützen. Häufig ist dieser Ausgang nur für kurze Zeit notwendig, um die Heilung der Darmnaht vor dem Schließmuskel zu ermöglichen!

Prof. Koebe stellte allerdings klar, dass eine gute Versorgung des Patienten mit einem künstlichen Darmausgang in jedem Fall einer dauernden Stuhl-Inkontinenz des behandelten Patienten vorzuziehen ist!
Auch hier lassen sich für jeden Patienten geeignete Konzepte entwickeln, mit denen sich ein „Leben danach und damit“ durchaus lebenswert gestalten lässt.

Beide vortragende Mediziner luden herzlich dazu ein, die Dienste ihrer Klinik in Anspruch zu nehmen und die Zuhörer bedankten sich am Schluss mit anhaltendem Applaus für die gut verständliche Darstellung vieler interessanter Aspekte rings um das Thema Darmkrebs.


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