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Geschrieben von Karl Heinz Bleß am 05. Mai 2017
Aktuell

Wie viel Blutverdünnung ist richtig?

Ärztefortbildung in der Kirchberg-Klinik – Mediziner auf den aktuellen Stand gebracht

Privatdozent Dr. Friedhelm Späh aus Krefeld referierte über eine neue Medikamentengruppe zur Blutverdünnung.
Privatdozent Dr. Friedhelm Späh aus Krefeld referierte über eine neue Medikamentengruppe zur Blutverdünnung.
Privatdozent Dr. Friedhelm Späh aus Krefeld referierte über eine neue Medikamentengruppe zur Blutverdünnung.
Privatdozent Dr. Friedhelm Späh aus Krefeld referierte über eine neue Medikamentengruppe zur Blutverdünnung.

Um bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Risiko zu mindern, einen Schlaganfall zu erleiden, verordnen Ärzte in der Regel sogenannte Blutverdünner. Diese gerinnungshemmenden Medikamente haben aber den Nachteil, dass Betroffene bei Verletzungen kräftig bluten können. Da die richtige Balance zu finden, ist nicht ganz einfach. Am Mittwoch (03.05.2017) referierte Privatdozent Dr. Friedhelm Späh aus Krefeld in der Bad Lauterberger Kirchberg-Klinik vor Ärzten der Region zu dem Thema. Denn in der medizinischen Forschung und Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren viel getan.

 

Problem: Die Balance zwischen Nutzen und Nachteilen

Einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall ist das Vorhofflimmern des Herzens. Dieses kann kleinste Blutgerinnsel zur Folge haben, sogenannte Thromben, die mit dem Blutstrom durch den Organismus wandern und unter Umständen die Blutzufuhr zum Gehirn blockieren. Die zu befürchtende Folge ist ein Schlaganfall.

Gerinnungshemmer verringern das Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden. Jahrzehntelang war Marcumar in Deutschland das gängige Blutverdünnungsmedikament. Die Dosierung muss dabei genau kontrolliert und angepasst werden. Neuere Medikamente sind einfacher zu handhaben, da sie als Tablette eingenommen werden können und vor allem Vitamin-K-unabhängig sind. Vitamin K, das in einigen Gemüsesorten steckt, verändert die Wirkung des Marcumars. Das grundsätzliche Problem, die Balance zu finden zwischen ausreichender Gerinnungshemmung und möglichst geringer Neigung zu starken Blutungen, bleibt bei der Therapie aber bestehen.

Privatdozent Späh ging in seinem Vortrag auf zahlreiche Studien ein, die sich auf den Wirkstoff Rivaroxaban bezogen. In den Studien verglich man beispielsweise diesen Wirkstoff mit anderen vergleichbaren, in verschiedenen Konzentrationen und in Kombinationen etwa mit Acetylsalicylsäure (ASS), dem Wirkstoff, der unter anderem in Aspirin enthalten ist.

 

Bei jedem Patienten individuelle Entscheidungen sinnvoll

Andere Studien beschäftigten sich mit dem Abbau der Wirkung der Medikamente im Körper. Die Dosierung ist nur richtig zu bestimmen, wenn man weiß, wie lange ein Medikament wirkt. Hier spielt die Nierenfunktion eine ganz große Rolle. Im Alter von drei bis 13 Jahren haben die meisten Menschen die höchste Nierenfunktion. Diese nimmt im Laufe des Lebens kontinuierlich ab. Das ist eigentlich Basiswissen für Mediziner, es hat in diesem Zusammenhang aber bei der Dosierung eine große Bedeutung.

Aus diesen und weltweit zahlreichen weiteren Studien sind medizinische Leitlinien entwickelt worden, die Späh vorstellte. Diese Leitlinien seien gute Anhaltspunkte, die man aber nicht als Gesetz ansehen sollte, riet er den Medizinern. Er plädierte dafür, je nach Patient „individuelle Entscheidungen aufgrund der Leitlinien“ zu treffen.

Schon bei der Begrüßung hatte der Chefarzt der Kirchberg-Klinik, Dr. Ernst Knoglinger, darauf hingewiesen, dass es unabdingbar sei, dass die Mediziner gut informiert seien und ihre Entscheidungen genau dokumentieren und begründen müssten. Denn Komplikationen seien bei einer Behandlung mit Gerinnungshemmern nie ganz auszuschließen. „Außerdem finden wir im klinischen Alltag nur selten Patienten, deren Problemlage zu hundert Prozent mit den Leitlinien-Musterpatienten übereinstimmt“, gab er zu Beginn zu bedenken.


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