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Freitag, 29. März 2024
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Geschrieben von AH/IH am 16. Mai 2017
Aktuell

Ein Ausflug in eine andere Zeit

Einblicke in Telemanns Blockflötenmusik in der „Stunde der Kammermusik“

Kantorin Dorothea Peppler am Cembalo als einfühlsame Begleitung der virtuosen Blockflötistin Elke Hardegen-Düker
Kantorin Dorothea Peppler am Cembalo als einfühlsame Begleitung der virtuosen Blockflötistin Elke Hardegen-Düker
Flöten- und Cembalotöne vom Feinsten boten Dorothea Peppler, Stefan Möhle und Elke Hardegen-Düker
Flöten- und Cembalotöne vom Feinsten boten Dorothea Peppler, Stefan Möhle und Elke Hardegen-Düker
Vielen Dank für die Blumen - vielen Dank für eine großartige Musik
Vielen Dank für die Blumen - vielen Dank für eine großartige Musik


In der Reihe „Stunde der Kammermusik“ in der St. Andreas Kirche, Bad Lauterberg wurden wir am vergangenen Freitag, den 12. Mai 2017 unversehens zu einer Zeitreise verführt: anlässlich des 250. Todesjahres Georg Philipp Telemanns gab es Flötensonaten, vorgetragen von Elke Hardegen-Düker und Stefan Möhle, Göttingen zu hören: allein oder zu zweit mit Continuo (Dorothea Peppler/Cembalo) oder auch als alleiniges „Gespräch“ zweier virtuoser Blockflötenspieler.

Das Konzert begann mit einer Sonate für zwei Blockflöten und Continuo – im ganz klaren barocken Stil. Lächeln huschte über das ein oder andere Zuhörergesicht – vielleicht hatten sie das auch schon selbst gespielt? Sehr wahrscheinlich aber nicht so rund, so farbig und so präzise wie die beiden Solisten.

Elke Hardegen-Düker studierte in der Abteilung Alte Musik der Musikakademie Kassel und ergänzte ihre Ausbildung durch Kurse bei Marion Verbruggen und dem Amsterdam Loeki Stardust Quartett. Stefan Möhle studierte bei Siri Rovatkay-Sohns an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und beendete sein Studium der Instrumentalpädagogik mit dem Konzertexamen im Jahr 1997. Tatsächlich kommen beide Solisten aus unterschiedlichen „Schulen“ und interpretieren dasselbe Notenmaterial nicht immer gleich.

Wunderschön fügten sich auch im weiteren Verlauf des Konzertes die beiden Charaktere der Spieler zusammen und führte vielleicht gerade dadurch zu einem besonders lebendigen Zusammenspiel. Sogar für den ungeübten Zuhörer war der Dialog zwischen den Stimmen wirklich erlebbar. Ganz zurückhaltend dabei und perfekt ergänzend war das Continuospiel von Dorothea Peppler am Cembalo. Die im Konzert dargebotenen Sonaten zeigten den Wandel in Telemanns Schaffen hin zum „empfindsamen Stil“ – der, zwar noch barock, bereits eine Brücke zur Wiener Klassik schlug.

Ja, gerade diese Kompositionen hat Telemann in einer Anzahl und einer Farbenfreude - viele auch für gute Nicht-Profis spielbar – komponiert, dass man um ihn nicht herumkommt. Aber was versteht man dann darüber hinaus von dieser Zeit? Wenig!

Zwischen der Musik wurden Originaltexte von Telemann zitiert. Er selbst hat eine Autobiographie geschrieben, die in einer Sammlung von Johann Mattheson 1740 gedruckt wurde.

In dem ihm eigenen galanten Deutsch dieser Zeit beschrieb er darin seinen Werdegang. Als Sohn eines Predigers und einer Pastorentochter wurde er 1681 in Magdeburg geboren. „In den kleinern Schulen lernte ich das gewöhnliche, nemlich Lesen, Schreiben, den Catechismum und etwas Latein; ergriff aber auch zuletzt die Violine, Flöte und Cither, womit ich die Nachbarn belustigte, ohne zu wissen, ob Noten in der Welt wären.“

Er war ein Autodidakt wie er im Buche steht: „sobald er (sein „Cantore“/Chorleiter) aber den Rücken wandte, besahe ich seine Partituren, … und ich mithin immer mehr Licht bekam: biß ich endlich … selbst anfing zu componieren: aber doch in aller Stille.“ Mit zwölf Jahren komponierte er seine erste Oper unter „einem erdichteten Nahmen“ und sang selbst die Hauptrolle. Daraufhin setzten „Musikfeine“ seine Mutter (Witwe seit 1685) so unter Druck, dass ihm alle Instrumente genommen wurden und entschieden wurde, ihn nach „Zellerfeld auf dem Hartze in die Schule zu schicken: weil meine Notentyrannen vielleicht glaubten, hinterm Blocksberge duldeten die Hexen keine Musik“.

Wir sind jedoch – rückblickend – getröstet: die Musik hat bei ihm letztlich doch gesiegt. 1767 starb Georg Philipp Telemann im Alter von 86 Jahren in Hamburg – seiner letzten und längsten Wirkungsstätte. Er hinterließ 3600 Kompositionen!
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