Geschrieben von Mareike Koch (Kirchenkreis Harzer Land) am 09. Mai 2016
Andacht in den Sonnenaufgang
Steinkirche in Scharzfeld hat besondere Naturkulisse geboten
Es ist kurz vor 5 in der Früh am Sonntag (08.05.2016). Die Straßen sind menschenleer. Nur ein Auto kommt mir entgegen: ein Taxi. Sicher Nachtschwärmer abholen. Ich allerdings bin auf dem Weg nach Scharzfeld zum Gottesdienst. Zu dieser „unchristlichen“ Zeit? Ganz genau. Denn vor der Steinkirche wird eine Andacht in den Sonnenaufgang gefeiert. „Das war die Idee und der besondere Wunsch unserer Konfis“, erklärt Pastor Andreas Schmidt.
Noch im Halbdunkel wandern die Besucher nach und nach den schmalen Pfad den Steinberg hinauf. Es ist ruhig, die Atmosphäre wirkt friedlich. Das Gezwitscher der Vögel trägt dazu bei. Die Natur scheint gerade aufzuwachen. Auf einer der Holzgarnituren, die eigentlich der Rast von Wanderern dienen, ist ein Altar aufgebaut. Die Besucher der Andacht halten hier inne, suchen sich einen Sitzplatz und genießen den Ausblick. Und die Kulisse der Steinkirche, um die sich viele Mythen ranken. Die Legende besagt, dass Bonifatius die rundbogige Dolomitfelsenhöhle bei Scharzfeld im Jahr 732 zum Gotteshaus weihte. Sie sei somit ältestes Gotteshaus der Harzregion. Darauf, dass die Steinkirche im Hochmittelalter als Kirche gedient hat, deutet die aus dem Stein gehauene Kanzel nebst Altar hin.
„Ein ganz besonderer Augenblick“
Zu Beginn der Andacht setzt Trompetenspiel ein. Uli Kohlrusch begleitet mehrere Lieder, die die Gemeinde singt. Weitere Elemente sind Meditationstexte und Fürbitten, die die Konfirmanden selbst geschrieben haben und nun vortragen. Gebet und Segen gehören natürlich ebenfalls dazu. Im Anschluss sind alle Besucher eingeladen, noch ein Stück weiter den Steinberg hinaufzugehen und gemeinsam den Sonnenaufgang zu genießen. Die Konfirmandin Emely Bliedung spielt Stücke auf der Geige, auch die Trompete ist noch einmal zu hören. „Ein ganz besonderer Augenblick und eine sehr schöne Andacht“, sind sich die Besucher einig. Auf dem Weg wieder hinab zur Steinkirche ist Uli Kohlrusch schneller und begrüßt die Ankommenden mit Trompetenklängen aus der Höhle. Der Klang ist beeindruckend.
Beim anschließenden Frühstück im Pfarrsaal haben die Besucher die Gelegenheit, ihre Eindrücke auszutauschen und zu verarbeiten. Einige der Konfis haben sich klammheimlich wieder nach Hause in ihr Bett verdrückt. Der Pastor nimmt es ihnen nicht übel. Er hat bereits die nächste besondere Gottesdienst-Aktion ausgeheckt.