.

Diese Webseite verwendet Cookies. Mit der weiteren Nutzung von LauterNEUES erklären Sie sich damit einverstanden.

Freitag, 29. März 2024
Login



Geschrieben von Christian Dolle am 16. September 2016
Kultur und mehr

Drei Krimis, drei Lesungen, drei Stimmungen

Mordsharz 2016: Anna Grue, James Carol, Eric Berg und Dietmar Wunder in Goslar

Zuerst las Dietmar Wunder aus den Krimis, dann gab es einen ganz besonderen Satz als Zugabe.
Zuerst las Dietmar Wunder aus den Krimis, dann gab es einen ganz besonderen Satz als Zugabe.
Anna Grue las dänisch.
Anna Grue las dänisch.
James Carol las auf Englisch.
James Carol las auf Englisch.
Bei Eric Berg wurde es humorvoll.
Bei Eric Berg wurde es humorvoll.
Autogramme von Anna Grue waren gefragt…
Autogramme von Anna Grue waren gefragt…
…und natürlich durften auch die anderen Leser des Abends viel signieren.
…und natürlich durften auch die anderen Leser des Abends viel signieren.
Das Original und die deutsche Version: James Carol (links) mit Dietmar Wunder.
Das Original und die deutsche Version: James Carol (links) mit Dietmar Wunder.
Die Dänin mit dem deutschen James Bond: Anna Grue und Dietmar Wunder.
Die Dänin mit dem deutschen James Bond: Anna Grue und Dietmar Wunder.

Er hat es gesagt, er hat es wirklich gesagt. Dietmar Wunder war zu Gast bei Mordsharz und zitierte auf besonderen Wunsch natürlich auch den wohl berühmtesten Satz seiner Karriere: „Mein Name ist Bond... James Bond.“ Eigentlich war die deutsche Stimme von Daniel Craig allerdings in Goslar, um dort aus den Büchern von Anna Grue und James Carol zu lesen, deren Hörbücher er spricht. Auch das machte der Synchronsprecher und -regisseur mit Bravour. Das lag natürlich auch an den hervorragenden literarischen Vorlagen, zwei echte Perlen des europäischen Krimis, einer aus Großbritannien und einer aus Dänemark.

James Carols Thriller „Prey“ beginnt mit einer Szene in einem Diner, bei der der Profiler Jefferson Winter Zeuge eines scheinbar völlig grundlosen brutalen Mordes wird. Dabei ist James Carol gar nicht so böse, wie seine Bücher den Anschein haben. Eigentlich wollte er immer Rockstar werden, erzählte er. Als das nicht klappte, fing er eben mit dem Schreiben an. „Millionär wurde ich aber trotzdem nicht“, gab er zu. Das vielleicht nicht, aber ein Star, dessen Autogramme gefragt sind, auf jeden Fall.

Auch Anna Grue durfte nach ihrer Lesung viele Bücher signieren. Sie hatte die Zuhörer in der Kaiserpfalz mit ihrem kühlen Krimi um den Mord an einer jungen, lesbischen Lehrerin gefesselt. Dabei empfinde sie die düsteren Szenen selbst als „grausam“, sagte sie, ihr gehe es meist vielmehr um die Figuren. Daher hat sie ihren Ermittler Dan Sommerdahl auch als eine zwiespältige Persönlichkeit zwischen Unbeschwertheit und Depression angelegt, erzählte sie.

 

Unterschiedlichen Büchern ganz eigenen Charakter eingehaucht

Besonders spannend an diesem Tag war, dass Dietmar Wunder es schaffte, diesen beiden völlig unterschiedlichen Hauptfiguren zweier kaum vergleichbarer Bücher durch seine Lesung jeweils einen ganz eigenen Charakter einzuhauchen und auch die ganz eigene Stimmung des Romans aufzunehmen und durch kleine Nuancen wiederzugeben. Das ist zum einen handwerkliches Können, zum anderen akribische Vorbereitung auf die Hörbücher und Texte, die er liest, hat aber auch etwas damit zu tun, dass ihm gerade diese beiden Krimis sehr gefallen und er es selbst spannend fand, sie für sich als eine Art Film auszuarbeiten.

Zu seiner Tätigkeit als Synchronsprecher kam er übrigens tatsächlich, weil er damals Sean Connery als Bond so gut fand und schließlich seine Profession in dieser oft viel zu wenig beachteten Branche des Filmbusiness fand. Mit James Carol, so stellte er an diesem Tag fest, verbindet ihn beispielsweise, dass beide im Beruf die Abwechslung suchen, mit Anna Grue die Vorliebe für mehrdimensionale Figuren, die einen Autor wie auch einen Schauspieler fordern.

 

Feine Beobachtungen menschlicher Unzulänglichkeiten

Gefordert war das Publikum außerdem bei der Lesung mit Eric Berg, der dazu aufforderte, ihm viele Fragen zu stellen, „denn sonst texte ich Sie zu“. So erzählte er von seiner Herangehensweise an ein neues Buch und dessen Figuren. Die nämlich entstehen häufig aus Alltagsbeobachtungen heraus, wenn er beispielsweise in einem Restaurant Personen am Nachbartisch beobachtet und sich seine Gedanken dazu macht.

Das ist auch der Grund, warum es in seinen Krimis keinen immer wieder auftauchenden Kommissar gibt, sondern ständig wechselndes Personal, also immer Figuren und Konstellationen, die ihn gerade reizen, daraus eine Geschichte zu machen. Somit sind dann auch seine Fälle meist nicht die Taten eines bösen Menschen, sondern vielmehr Verbrechen, die ganz normale Leute aus Verzweiflung begehen, weil sie nicht anders können.

Wie das aussieht, stellte er mit einigen Szenen aus seinem aktuellen Buch „Die Schattenbucht“ vor, das damit beginnt, dass eine Gruppe eben jener normaler Leute eine Entführung plant, bei deren Ausführung dann alles schief geht, was schiefgehen kann. Damit zeigte er noch einmal eine andere Seite des Genres, nämlich den humorvollen Krimi, allerdings einen, der nicht mit platten Kalauern daherkommt, sondern durch feine Beobachtungen menschlicher Unzulänglichkeiten Lust auf mehr macht.

 

So war der Mordsharz-Auftakt in Wernigerode.

Den weiteren Tathergang des Mordsharz-Festivals finden Sie hier.


...........................................................................................................

Bild der Woche