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Donnerstag, 28. März 2024
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Geschrieben von Boris Janssen am 23. Februar 2016.

Politik

Ganztagsschule doch erst später?

„Wir brauchen mehr Zeit“: Im Schulausschuss berichten Lehrer- und Elternvertreter von großen Bedenken, ob der Ganztagsbetrieb an der Grundschule am Hausberg schon zum nächsten Schuljahr starten kann

Sind hier wirklich schon in fünf Monaten Verwaltungstrakt, Mensa und Turnhalle einsatzbereit? Diese und sprichwörtliche andere Baustellen lassen in der Grundschule am Hausberg Zweifel am rechtzeitigen Start des Ganztagsbetriebs aufkommen. (Foto: Luisa Janssen)
Sind hier wirklich schon in fünf Monaten Verwaltungstrakt, Mensa und Turnhalle einsatzbereit? Diese und sprichwörtliche andere Baustellen lassen in der Grundschule am Hausberg Zweifel am rechtzeitigen Start des Ganztagsbetriebs aufkommen. (Foto: Luisa Janssen)

Die Lehrer- und Elternvertreter im Schulausschuss haben erhebliche Bedenken, ob an der Grundschule am Hausberg der Betrieb als offene Ganztagsschule wie geplant zum kommenden Schuljahr starten kann. Zusammenführung gleich mehrerer Schulen, Flüchtlinge, Inklusion und eine Großbaustelle zum Teil im laufenden Schulbetrieb – Hausberg-Schulleiterin Anke Tilhein-Engelke fasste ihre Sicht auf der Ausschusssitzung am Montag (22.02.2016) so zusammen: „Uns überrennen die Ereignisse – wir brauchen mehr Zeit.“

Die drängendste Frage sei dabei: Gibt es zum Schuljahresbeginn am 4. August überhaupt schon das nötige Gebäude? Für den Ganztagsbetrieb müssten spätestens im März verbindliche Verträge mit Kooperationspartnern geschlossen werden. „Da muss ich jetzt wissen, ob es definitiv passt“, betonte Tilhein-Engelke. Die Stadt als Schulträger müsse einen Plan B haben und sei notfalls auch für eine Alternative zur Ganztagsschule verantwortlich.

Bürgermeister Dr. Thomas Gans zeigte sich überrascht. Er nannte zwar keine Details zum Fahrplan der Bauarbeiten, es gebe bisher jedoch keinerlei Anzeichen, dass der vereinbarte Stichtag 1. August 2016 nicht eingehalten werde. Architekt Thomas Petermann habe jedenfalls noch keine Verzögerungen gemeldet. Deshalb habe die Stadt auch noch keinen Anlass gesehen, über einen Plan B nachzudenken. Und selbst wenn sich der Bau der Turnhalle, der offenbar als letztes vorgesehen ist, hinziehen sollte: Die Hallen in der Bahnhofstraße müssten erst zum 1. Dezember geräumt werden. Insofern sieht Gans das Kollegium der Grundschule am Hausberg in der Pflicht: „Wir haben den Bartolfeldern versprochen, dass sie nur ein Jahr ohne Ganztagsschule überbrücken müssen. Dann ist es ein Gebot der Fairness, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit das klappt.“

 

Verwaltung: Könnten Hausbergschule vierzügig fahren

Angeschoben wurde die Debatte durch einen Antrag der Gruppe Volker Hahn/Grüne, die angesichts der durch Zuwanderung veränderten Rahmenbedingungen noch einmal über die Grundschulversorgung in Bad Lauterberg reden wollte. Darauf hatte sich Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales Andreas Bähnsch vorbereitet. Bis März 2016 werde die Stadt 232 Flüchtlinge aufgenommen haben, darunter 26 Kinder im Krippenalter, 18 im Kita-Alter und 17 im Grundschulalter. Für die kommenden sechs Einschulungsjahrgänge ergebe sich aus den aktuell bekannten Kinderzahlen durchgängig Dreizügigkeit, 2018, 2019 und 2021 könnten es unter Umständen sogar je vier Klassen pro Jahrgang werden.

Das sei aber kein Problem, so Bähnsch: „Wir haben in der Hausbergschule die Möglichkeit, komplett vierzügig zu fahren.“ Weil die Klassen bei den angenommenen Schülerzahlen jedoch klein wären, habe man dann immer noch eine Reserve für etwa 100 Kinder. „Und so viele Flüchtlinge bekommen wir nicht mehr zugewiesen“, ist Bähnsch überzeugt. Außerdem: Etwa ein Viertel der Flüchtlinge komme vom Westbalkan, dessen Länder inzwischen zu sicheren Drittstaaten erklärt wurden, weshalb mit einigen Rückführungen zu rechnen sei.

Beim Wort „Vierzügigkeit“ schrillten bei Lehrer- und Elternvertretern sowie im Zuschauerraum alle Alarmglocken – war doch bisher stets von höchstens drei Klassen je Jahrgang die Rede, höchstens. Schulleiterin Tilhein-Engelke verwies darauf, dass allein schon für die Sprachförderung Gruppenräume benötigt würden und „es ist wichtig für eine Schule der Zukunft, dass man Fachräume hat.“ Deshalb beeilte sich Bürgermeister Gans mit der Feststellung: „Keiner geht davon aus, dass alle Klassen voll sein werden.“ Und er versprach: „Es ist unser größtes Bestreben als Schulträger, dass für unsere Kinder beste Voraussetzungen vorliegen.“ Der Verweis auf die Vierzügigkeit solle nur verdeutlichen, das Raumangebot der Grundschule am Hausberg werde auf jeden Fall ausreichen. Die Stadt habe bis jetzt von sich aus Flüchtlinge angefordert, um Einfluss darauf zu haben, wer kommt. Man habe sich Familien gewünscht, weil sie besser zu integrieren seien als Alleinstehende. Und vielleicht bleibe auch die eine oder andere Familie in Bad Lauterberg, das ja junge Bürgerinnen und Bürger gut gebrauchen könne. „Aber natürlich werden auch viele wieder wegziehen.“ Außerdem gehöre die Stadt bald zum Landkreis Göttingen mit der Erstaufnahmeeinrichtung Friedland, sodass die Zahl zugewiesener Flüchtlinge vermutlich stark sinken werde.

 

Schulleitung: Sind gewillt, aber brauchen mehr Zeit

Der Zahlenschau stellte Anke Tilhein-Engelke ihre Beobachtungen aus dem Schulalltag entgegen. „Schule und Unterricht haben sich sehr verändert“, sagte sie. So hätten die Flüchtlingskinder natürlich einen hohen Bedarf an Sprachförderung. Und habe man sie gut in die Klasse integriert, sei plötzlich das nächste Kind da, „und wir fangen wieder bei Null an“. Dazu komme die Inklusion. „Wir möchten allen Kindern gerecht werden und versuchen das mit allen Kräften aufzufangen. Dadurch ist die Belastung deutlich höher als vor zwei Jahren.“

Und dann sind da ja noch die speziellen Bad Lauterberger Aufgaben: Gerade erst habe man die Kinder aus Bartolfelde integriert, schon im nächsten Schuljahr sollen die Kinder aus Barbis dazukommen – und eben der Ganztagsbetrieb. „Wir sind gewillt und das Kollegium steht grundsätzlich hinter dem Ziel“, betonte Tilhein-Engelke. „Aber wir brauchen Zeit.“ Gute Arbeit könne man erst leisten, wenn die personellen, sachlichen und baulichen Voraussetzungen passten.

Andreas Bähnsch verteidigte die Verwaltung. Die Stadt habe als Schulträger lediglich für das Raumangebot zu sorgen und tue das wie beschrieben. Für Inklusion und Sprachförderung sei die Landesschulbehörde zuständig. Das ließ Elternvertreter Max Reister (Grundschule am Hausberg) nicht ohne weiteres gelten: „Zahlen sind nicht alles.“ Es gehe in der Schulfrage auch um pädagogische Arbeit, die der Schulträger durch seine politischen Entscheidungen sehr wohl mitgestalte. Man müsse dabei die Klassengrößen im Auge behalten, denn Lehrer seien schon seit Jahren auch eine Art Sozialarbeiter, mal davon abgesehen, dass die Räume der Hausbergschule „viel zu klein für volle Klassenstärken“ seien.

  

Verwaltung und SPD: Verlängerung in Barbis ausgeschlossen

So schwang in den Äußerungen immer wieder eine Option mit, die freilich nur Volker Hahn (parteilos, Gruppe Volker Hahn/Grüne) auch aussprach: „Die Chance, Klassen zu teilen, bietet ja nur ein zweiter Standort.“ Also die Grundschule Barbis doch noch zu erhalten, wenn auch vielleicht nur für ein, zwei Jahre, bis die umgebaute Hausbergschule wirklich fertig gebaut und eingerichtet ist.

Die Verwaltung und SPD-Fraktionsvorsitzender Holger Thiesmeyer erteilten dem eine klare Absage. Der Zukunftsvertrag und das Raumangebot am Hausberg stünden dem absolut entgegen. Vielmehr müsse die Grundschule am Hausberg nun halt entscheiden, ob sie den Start der Ganztagsschule verschieben wolle oder nicht.

Max Reister beantragte schließlich, die Diskussion Mitte März auf einer neuen Sitzung weiterzuführen. Bis dahin solle die Verwaltung dem Schulelternrat Zahlen und Baustellenfahrplan zur Verfügung stellen, damit man ergebnisoffen über mögliche Lösungen diskutieren könne. Egal, was dabei herauskomme, „es muss doch informiert werden“, sagte Reister. Der Schulausschuss war sich einig: Fortsetzung folgt.


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