Geschrieben von Christian Dolle am 05. November 2016.
Keine Kreislaufbeschwerden festgestellt
Fusionsfeier zum Zusammenschluss der Landkreise Osterode und Göttingen
Nicht in Göttingen, sondern in Osterode ist die Fusion beider Landkreise am Dienstag (01.11.2016) gefeiert worden. Immerhin ging es auch darum, ein klares Signal zu setzen, dass nicht einfach nur der Kreis Osterode dem Kreis Göttingen angeschlossen wurde, sondern etwas völlig Neues entstand. „Es ist ein großer Schritt und ein Schritt in die richtige Richtung“, machte Ministerpräsident Stephan Weil bei der Pressekonferenz vor der Fusionsfeier in der Stadthalle deutlich.
Es sei die erste freiwillige Kreisfusion in Niedersachsen und sogar in ganz Deutschland, für die Osteroder möglicherweise ein schwieriger, doch weitsichtiger Entschluss, sagte er. Vor dem großen Publikum fügte er später hinzu: „Es war auch vorbeugender Brandschutz.“ Nun sei man zukunftsfähig aufgestellt und um den Zusammenschluss etwas „geschmeidiger“ zu machen, steuere das Land die Entschuldungshilfe in Höhe von 80 Millionen Euro bei.
Reuter: „Ein schöpferischer Akt“
Bernhard Reuter, so stellte Weil fest, sei vermutlich der erste Landrat in drei Landkreisen, zunächst in Osterode, dann in Göttingen und nun im neuen Landkreis Göttingen. Um zu bekräftigen, dass die jetzige Verwaltungseinheit ein Neubeginn und somit ein Zusammenschluss auf Augenhöhe ist, sprach Reuter in der Pressekonferenz von einer „Geburt“ und sagte in seiner späteren Rede sogar: „Es war ein schöpferischer Akt, die Erschaffung eines neuen Landkreises.“ Definitiv für Osterode kein Beitritt und für Göttingen keine Übernahme.
Am Anfang stand eine Vision, der dann jedoch harte Arbeit folgte. Für diese dankte er allen 328 Beschäftigten, die unmittelbar in den verschiedenen Gremien an der Gestaltung beteiligt waren und auch allen, die sonst Wege ebneten, dabei vor allem natürlich dem Land Niedersachsen und namentlich Stephan Weil und Innenminister Boris Pistorius.
Becker: Keine Kreisstadt, kein Beinbruch
Klaus Becker gab sich etwas weniger pathetisch und stellte lediglich fest, er sei am 31. Oktober als Bürgermeister der Kreisstadt Osterode ins Bett gegangen und am 1. November als Bürgermeister der Stadt Osterode wieder aufgewacht, habe dabei aber keine Veränderung gespürt, keine Kreislaufprobleme, ihm gehe es immer noch gut. „Der Verlust des Kreisstadtstatus ist kein Beinbruch“, machte er deutlich, zumindest nicht, solange die wichtigen Dienstleistungen vor Ort bleiben. Das werden sie, doch sieht er Reuter und den neuen Landkreis jetzt in der Pflicht, den Beweis zu erbringen, dass es eben kein Ausbluten der Region Osterode ist, sondern dass die Mittelzentren gestärkt werden.
Immerhin, so zitierte er eine von der Firma Harzkind entworfene Postkarte, habe Göttingen nun ein Naherholungsgebiet mit 101 Bergseen und 639 Quadratkilometern Natur direkt vor der Haustür und der Altkreis Osterode eine Universität hinzugewonnen, die den Altersdurchschnitt auf den Kopf stelle. „Göttingen am Harz“ ist bisher vielleicht nur als Gag gemeint, doch nicht wenige der Besucher in der Stadthalle hoffen, dass sich dieses Bewusstsein in der Universitätsstadt ein Stück weit durchsetzt.