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Geschrieben von Boris Janssen (Text) und ski (Fotos) am 13. November 2014
Wirtschaft

Die Herzberger Wichtelwerkstatt

Dienstleister für Onlineshops: Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft hat VDS ein neues Versandlager eröffnet

Hier wird verpackt: Weihnachtswichtel arbeiten heute offensichtlich anders als früher
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Die Picker suchen die Artikel zusammen
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Sehen aus wie futuristische Trockenhauben: die Spender fürs Packpapier
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Vor Ort werden Handtücher und Bademäntel bestickt. Ob Alia und Hassiba sich freuen?
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Matthias Bick: "Herzberg bewusst als Standort gewählt"
Matthias Bick: "Herzberg bewusst als Standort gewählt"

Wir haben es ja schon immer geahnt: Der Weihnachtsmann kann unmöglich alles vom Nordpol aus alleine regeln. Seine neueste Dependance liegt sogar gleich um die Ecke. Wer die Präsente für seine Lieben ordert, der bekommt womöglich ein Paket aus Herzberg. Denn das Herzberger Unternehmen Versand- und DatenService (VDS) übernimmt als Dienstleister die komplette Versandabwicklung für einen Geschenke-Onlineshop aus Berlin. Und weil der rasant wächst, hat VDS am Dienstag (11.11.2014) im Herzberger Industriegebiet Aue ein neues Versandlager offiziell eröffnet – oder wie es im schönsten Neudeutsch heißt: ein Fulfillment-Center. Hier werden die Versprechen, die der Geschenkeshop seinen Kunden macht, von VDS erfüllt.

Schon seit Jahren hat VDS einen Standort in der Herzberger Schlossstraße und erledigt den Versand für gleich mehrere, meist kleinere Shops. Von hier machen sich Herren-Oberbekleidung, Fitnessgeräte oder Gleitgele auf den Weg. Für manche Shops übernimmt VDS gleich noch die Zahlungsabwicklung oder den Kundenservice. Auch der Geschenkeversand ist seit ein paar Jahren dabei. Das Aufkommen ist aber mittlerweile so groß, dass sich dafür sogar ein eigenes Versandlager lohnt.

Dass das nur in Herzberg stehen kann, war für VDS-Inhaber Matthias Bick sonnenklar. Glücklicherweise war in der Aue eine passende Halle zu haben. Wo noch vor vier Wochen 3.500 Paletten Papier rumstanden, wurden innerhalb kürzester Zeit kilometerlange Kabelstränge gezogen und eine beeindruckende Regallandschaft mit 8.000 Böden aufgebaut. Am 3. November schon hat das erste Paket die auf Effizienz getrimmten Packstationen verlassen.

 

10.000 Pakete an einem Tag

Grund für die Eile: das Weihnachtsgeschäft naht. Und das sorgt auch im Onlinehandel für Stress – schließlich kaufen die Leute ihre Geschenke zwar von zu Hause aus, aber auch nicht eher als sie es im Laden tun würden. Das Aufkommen im Weihnachtsgeschäft ist ungefähr fünf Mal größer, als sonst. Und das Geschäft wächst: Im vergangenen Weihnachtsgeschäft waren es 60.000 Pakete. Jetzt aber werde man noch in diesem Jahr 200.000 Pakete verschicken, erwartet Bick. „Bei Bedarf können wir 10.000 an einem Tag versenden.“ Dann werde innerhalb von 24 Stunden wohl fünf, sechs Mal ein DHL-Laster kommen und seine Wechselbrücke tauschen.

Das selbstgesteckte Ziel ist hoch, 99 Prozent der Bestellungen sollen noch am selben Tag rausgehen. Damit das klappt, braucht es zweierlei: engagierte Mitarbeiter und ausgeklügelte Technik, die die Mitarbeiter unterstützt. Die EDV fasst mehrere Bestellungen zu einer sogenannten Pickliste zusammen und schickt den nächsten Mitarbeiter mit seinem – ja, tatsächlich – Einkaufswagen durch die Gänge. Dort, wo am Regal das LED-Lämpchen in der Farbe des Mitarbeiters leuchtet, muss der nächste Artikel aus dem Fach „gepickt“ werden. Die Abbildung auf dem Computer am Wagen zeigt, ob es wirklich der richtige ist. Natürlich kennt die Technik den kürzesten Weg und weiß, aus welchem Fach die Packungen als erstes dran sind (wichtig zum Beispiel bei Lebensmitteln). Wieder aufgefüllt werden die Regale übrigens nach dem gleichen Prinzip im laufenden Betrieb – die Software gibt dabei vor, wo was hinkommt, damit sie später auch die „Picker“ navigieren kann.

Wenn die Pickliste abgearbeitet ist, geht es mit dem Einkaufswagen zur Packzone, wo die Artikel – technik- und lämpchenunterstützt – nach Bestellungen sortiert in Kisten kommen. Ist eine Bestellung komplett, bekommt die Packstation Bescheid: Ruckzuck falten die Mitarbeiter dort einen passenden Karton, verstauen Packpapier, Rechnung, eventuelle Gutscheine und die Artikel aus der Kiste. Karton zu, Klebeband drüber, Adressaufkleber drauf – fertig. Das dauert keine Minute.

 

Unikate aus Herzberger Produktion

Stolz ist VDS aber auch auf die eigene Personalisierungs-Abteilung. Individualisierte Geschenke werden schließlich immer beliebter: T-Shirts mit dem Urlaubsfoto, Frühstücksbrettchen mit Namen, Handtücher mit herzigen Botschaften, das Zippo-Feuerzeug mit Gravur, das alles bietet der Onlineshop an. Anfangs wurden solche Artikel außerhalb personalisiert. Aber der Umweg erforderte großen logistischen Aufwand – und dauerte schlicht zu lange. Seit einiger Zeit übernimmt VDS diese Arbeit einfach selbst – schafft sozusagen Unikate aus Herzberger Produktion. Dafür stehen jeweils mehrere Gravier-Laser, Stickmaschinen und Druckmedien bereit.

VDS hat also einiges in den neuen Standort investiert. Allein das Innenleben der Halle hat etwa eine Million Euro gekostet, davon sind gut zwei Drittel für die aufwendige EDV draufgegangen. Herzbergs Bürgermeister Lutz Peters lobte denn auch den „unternehmerischen Mut“, der hier bewiesen werde. Die Geschäftswelt wandle sich, wie man in der Fußgängerzone ja beobachten könne. Da es sei es gut, dass in Herzberg Arbeitsplätze erhalten blieben und sogar neue geschaffen würden – und das mit einer Energie, die er bewundere, so Peters. „Vielen Dank für das, was hier passiert.“

Genau darum sei es ihm bei der Standortwahl auch gegangen, sagte Bick selber: in seiner Heimatstadt feste Arbeitsplätze zu schaffen – und zwar „sichere, gute und saubere Arbeitsplätze“, wie er betonte. Eben das, was man erwartet in einer Zweigstelle des Weihnachtsmannes.

 

Weihnachtswichtel gesucht

Mit dem neuen Fulfillment-Center hat VDS nun drei Standorte: den Hauptsitz (Verwaltung) in der Innenstadt (gleich über Bicks Central-Lichtspielen), das Logistikzentrum in der Schlossstraße und das neue Fulfillment-Center im Industriegebiet.

Von den insgesamt 70 Mitarbeitern des Unternehmens ist etwa die Hälfte am neuen Standort beschäftigt. Davon wiederum sind 20 Mitarbeiter für den Versand zuständig.

Zu diesen fest angestellten Mitarbeitern sucht VDS für die Monate November und Dezember noch einmal etwa 40 bis 50 zusätzliche Saisonkräfte – anders sei das Weihnachtsgeschäft nicht zu bewältigen. Man werde dann vermutlich im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten. Sollte der Trend der vergangenen Jahre anhalten, könnten wohl einige der Aushilfen später auch weiterbeschäftigt werden: In den Vorjahren normalisierte sich das Bestellaufkommen nach Weihnachten immer, aber jedes Mal auf einem höheren Niveau als zuvor.


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