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Geschrieben von ski am 23. Mai 2017
Wirtschaft

Selfie-Stick versus Brustwarzen bei Männern oder: Features, die kein Mensch braucht

Innovationspsychologe Christoph Burkhardt sprach beim MEKOM-Unternehmertag über die Entwicklung von Ideen

Christoph Burkhardt fordert auf, Glaubenssätze zu hinterfragen
Christoph Burkhardt fordert auf, Glaubenssätze zu hinterfragen
Lars Obermann, MEKOM-Vorstandsvorsitzender
Lars Obermann, MEKOM-Vorstandsvorsitzender
Eine Idee, die sich durchgesetzt hat: das Netzwerken beim Unternehmertag
Eine Idee, die sich durchgesetzt hat: das Netzwerken beim Unternehmertag

Es gibt Innovationen, die begeistern und solche, die durchfallen: nicht jede Idee setzt sich durch. Aber worin unterscheiden sich diese Ideen voneinander? „Wenn wir verstehen, wie der Mensch funktioniert, dann wissen wir, was wir als Unternehmer brauchen“, so erklärt Referent Christoph Burkhardt, der als „Deutschlands bester Innovationspsychologe“ bezeichnet wird – obwohl er selbst zugibt, dass es leicht ist, der beste zu sein, wenn man auch der einzige ist.

Probleme lösen mit Ideen

Innovationen entstehen, um Probleme zu lösen: so zum Beispiel der Selfie-Stick. Er wird benötigt, da unsere Arme zu kurz sind, um gute Fotos mit dem Smartphone von uns selbst machen zu können. Eine Idee, die sich durchgesetzt hat und einen enormen Erfolg darstellt. Aber, so warnt Burkhardt: Wenn die Smartphones verschwunden sein werden, dann gilt das auch für den Selfie-Stick. Dann wird es dafür andere Probleme geben, die gelöst werden müssen. „Innovation ist keine Wahl, denn die Problemen, die wir in der Vergangenheit erzeugt haben, müssen wir jetzt in der Gegenwart mit Hilfe von Innovationen lösen“. Ob dies die Babykäfige im London des beginnenden 20. Jahrhunderts waren, mit deren Hilfe Eltern ihre Säuglinge hoch über dem Smog der Stadt aus dem Fenster an die frische Luft brachten, oder die Entwicklungen, die wir heute brauchen, um den nuklearen Müll zu entsorgen.

Evolutionärer Prozess

Ein wenig, so der Referent, ist die Entwicklung von Ideen wie der Prozess der Evolution: nicht unbedingt die stärksten Ideen setzen sich durch, sondern die, die am besten zu ihrem Umfeld passen. Die Innovationen müssen dabei immer von einem Menschen für einen Menschen gemacht werden. Und, ganz wichtig: „Ideen müssen eine Entwicklung durchlaufen dürfen.“ Im Laufe dieser Entwicklung gilt es, Ambiguität und Unsicherheit auszuhalten sowie Glaubenssätze zu hinterfragen.
Natürlich funktioniert eine evolutionäre Entwicklung nicht geradlinig, so Burkhardt. Ein Beispiel: Brustwarzen bei Männern - „ein Feature, das Produktionskosten verursacht, das aber kein Mensch braucht“.  

Unternehmen überleben durch Anpassung. Aber: die Entwicklung von Ideen und Innovationen muss erfolgen, wenn sie eigentlich (noch) nicht nötig ist, wenn es dem Unternehmen also mit seinen etablierten Produkten gut geht. „Wenn das Wasser bis zum Hals steht, ist es zu spät“.

In der gut gefüllten Osteroder Stadthalle stieß das beim MEKOM-Unternehmertag am 18.05.2017 auf offene Ohren. „Diese Denkansätze haben mich zum Nachdenken gebracht“, so erklärte Lars Obermann, der Vorstandsvorsitzende des MEKOM-Regionalmanagements. Und Thomas Toebe vom Hauptsponsor Sparkasse Osterode bewarb derweil die Innovationen seines Hauses: die Internet-Filiale und die in Kürze geplante Erreichbarkeit per WhatsApp.

Bei den anschließenden Häppchen kam natürlich auch bei diesem 16. Unternehmertag das Netzwerken unter den knapp 300 Teilnehmern nicht zu kurz. Der Unternehmertag ist also offenbar eine Idee, die passt und sich durchgesetzt hat.


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