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Geschrieben von Boris Janssen am 18. Mai 2013
Unlauter

Wenn der Bürgermeister sechs Kreuze macht

Nun also doch schon in diesem Jahr: Stadtrat verdonnert Verwaltung zum Lottospielen

6 aus 49: Es ist gar nicht so leicht, die richtigen Kreuzchen zu setzen.
6 aus 49: Es ist gar nicht so leicht, die richtigen Kreuzchen zu setzen.

Mit einer Schlappe für die Stadtverwaltung ist die Sondersitzung des Stadtrates zu Ende gegangen: Einstimmig verdonnerte der Rat die Verwaltung dazu, bereits zum nächsten Samstag einen Lottozettel abzugeben. Deshalb machte der Bürgermeister nach dieser leidigen Überstunde sechs Kreuze.

Ursprünglich wollte sich der Bürgermeister damit ja noch bis zum nächsten Jahr Zeit lassen. Auf einer vorangegangenen Sitzung hatte er erklärt, die Stadt habe nun einmal sehr wenig Geld. Vor allem aber arbeite die Verwaltung verbissen an einem ausgeklügelten Patent, mit dem die anzukreuzenden Zahlen ermittelt werden sollen. Denn nur mit einer perfekten Zahlauswahl könne man im Lotto gegen die große Konkurrenz der Mitspieler bestehen, habe man wirklich gute Chancen auf einen Gewinn.

 

Erkenntnisse aus der Lottoannahmestelle

Ratsherr Dr. Klöbner konnte das damals nicht so recht beruhigen. Er informierte sich in der nächsten Lottoannahmestelle. Und was er dort erfuhr, bereitete seiner Fraktion Vorhofflimmern, sodass sie umgehend die Sondersitzung beantragte. Auf der wiederholte Dr. Klöbner noch einmal seine Sorgen, was die Zukunft des Lottos betrifft.

Seit Anfang Mai gelte bekanntlich ein neuer Gewinnplan. Auch die Informantin aus der Annahmestelle finde es „bemerkenswert“, dass der Lottoblock nach mehr als 50 Jahren die Zusatzzahl ausgemustert hat. Wer könne da wissen, was überhaupt noch auf Dauer Bestand habe. Außerdem sei ihr zufolge die neue Gewinnklasse „2 Richtige + Superzahl“ mit Garantiegewinn von fünf Euro problematisch. Ob da wirklich noch genug Geld für die höchste Gewinnklasse übrig bleibe und es auch in Zukunft lohnende Jackpots gebe, erscheine ihr äußerst fraglich. „Und dann gibt es plötzlich doch mal einen, den wir aber einfach so anderen überlassen, nur weil wir gar nicht mitmachen? Bei der Vorstellung flimmert‘s bei mir schon wieder“, sagte Dr. Klöbner. Nein, da sei es besser, vorsichtshalber schon jetzt beim Lotto dabei zu sein. Was das Geldproblem angehe: Das erledige sich im Gewinnfall von ganz allein. Und wenn man doch ganz leer ausgehe, gebe es ja neuerdings durchaus mal die Möglichkeit, bei einer nachträglichen zweiten Ziehung als Nachrücker berücksichtigt zu werden.

 

Vorerst völlig unfundierte Kreuzchen

Bei den Ratsmitgliedern stieß Dr. Klöbner auf ungeteilte Unterstützung. Ratsherr Müller-Lüdenscheid betonte, man könne es schlicht niemandem erklären, eine prima Chance von 1:139.838.160 einfach so ungenutzt zu lassen. Ratsherr Frohwein sagte, man könne nicht abschätzen, wie lange man denn noch an die Lottofee glauben dürfe. Ratsherr Winkelmann empörte sich, erst jetzt von der Existenz eines Jackpots zu erfahren. Und Ratsherr Lohse nominierte Dr. Klöbner umgehend für den „Best-Speech-Ever“-Award.

In Erwartung des einhelligen Votums erklärte der Bürgermeister zwar noch vor der Abstimmung, die Verwaltung sei mit der Abgabe eines Lottozettels einverstanden, wenn es denn unbedingt sein müsse. Aber er gab zu bedenken, dass die Kreuzchen fürs Erste natürlich völlig unfundiert gemacht würden. Die Testreihen für eine gute Zahlauswahl sollten aber auf jeden Fall weiterlaufen – schon deshalb, weil sich das Verwaltungspersonal besonders auf Highlights wie Geburtstagsbingo, Flaschendrehen oder Zahlen-Dart gefreut hat. Jetzt hofft der Bürgermeister bloß, dass der Stadtrat nicht auch noch vom Mittwochslotto Wind bekommt.


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